Angus Historie

Unumstritten ist, dass die schwarze, hornlose Rasse Schottlands (zu der sowohl die Galloways als auch die Aberdeen-Angus-Rinder gehören) von den Kelten mitgebracht wurden.

Die frühe Geschichte der Aberdeen-Angus ist identisch mit der Geschichte der Galloways (siehe Galloway-Historie).

Stier der schottischen, hornlosen Rasse
Quelle: Brockhaus
Stier der schottischen, hornlosen Rasse | Quelle: Brockhaus

Eine nennenswerte züchterische Bearbeitung dieser Tiere begann erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die Rinder, welche ursprünglich im Norden Schottlands zu finden waren, hatten keine einheitliche Farbe und viele dieser Rinder hatten Abzeichen oder waren gefleckt. Viele Rinderhalter bevorzugten aber schwarze Rinder, weil sie robuster waren und den Winter im Freien besser überstanden. Schon im 16. Jahrhundert gab es in Aberdeenshire hornlose Rinder. In alten schottischen Schriften werden diese hornlosen Rinder ‚doddies‘ oder ‚humlies‘ genannt.

Viele dieser frühen Herden waren riesig. So berichtete man 1723 über Alexander Mackie of Palgowan: Er hält mindestens 10 000 Schafe in den Bergen und dazu eine ungeheute Zahl an schwarzen Rindern. Diese frühe Geschichte haben die Angus-Rinder mit den Galloways gemeinsam.

Zwei Landschläge haben den Aberdeen-Angus hervorgebracht: Die ‚Angus doddies‘ und die ‚Buchan humlies‘. Buchan ist die landwirtschaftlich wichtigste Region in Aberdeenshire. Sie ist im Nordosten gelegen.

Fortschritte in der schottischen Landwirtschaft 

Aberdeen-Angus-Herde in Schottland

Offensichtlich wurde der Rinderzucht bis Mitte des 18ten Jahrhunderts wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Aber in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts wurden in der schottischen Landwirtschaft große Fortschritte gemacht. Landwirtschaftliche Techniken im Ackerbau wurden verbessert und so war es nicht ungewöhnlich, dass man auch der Viehzucht mehr Beachtung schenkte. Das führte dazu, dass man ‚Angus doddies‘ mit ‚Buchan/Aberdeen humlies‘ kreuzte und weiter vermischte, bis kein Unterschied mehr zwischen den beiden Landschlägen zu erkennen war. Hinzu kommt, dass sie sich ja auch ursprünglich schon sehr ähnlich waren.

 

Die ersten Herden

 

„…instead of having sixty-four ancestors in the sixth generation he has only six. His father, Grey-breasted Jock, was also his grandfather, and his dam’s dam was also her granddam…“

Zu Beginn des 19ten Jahrhunderts hatten sich die hornlosen Rinder aus der Region Buchan wegen ihrer hervorragenden Fleischqualität und guten Schlachtkörper einen Namen gemacht und es gab zu diesem Zeitpunkt schon einige gute Angus-Züchter. Trotzdem muss ein Züchter ganz besonders hervorgehoben werden: Hugh Watson of Keillor, geb. 1789, welcher im Strathmore-Tal in Angus angesiedelt war. Auch sein Vater und Großvater hatten schon ‚Angus doddies‘ gezüchtet.

Im Alter von 19 Jahren pachtete er eine Farm in Keillor und sein Vater gab ihm 6 seiner besten und schwärzesten Kühe und einen Zuchtbullen. Er selbst kaufte sich noch die 10 besten Färsen die er finden konnte und einen schwarzen Bullen. Er züchtete auf die Farbe schwarz.
Mr. Watsons Lieblingsbulle war ‚Old Jock 126‘. Er war stark ingezüchtet.

 

1862 wurde das Polled (hornlos) Herdbuch herausgegeben. Es enthielt die Rassen Galloway, Aberdeen und Angus. ‚Old Jock 126‘ wurde als erstes Herdbuchtier mit der Nummer 1 eingetragen. 

Aber noch ein weiteres Tier aus Mr. Watson‘s Herde machte Geschichte: Eine Kuh namens ‚Old Granny 125‘, geb. 1824. Sie hatte 29 Kälber. Im Alter von 35 Jahren wurde sie vom Blitz getroffen. Ein sehr großer Prozentsatz unserer heutigen Aberdeen-Angus Population lässt sich bis auf diese beiden Tiere zurückverfolgen. Bei vielen würden sie sicherlich mehrmals auftauchen, wenn man ihre Pedigrees bis zur Zuchtgründung zurückverfolgen würde.

Noch eine weitere Kuh, aus dem Besitz von Lord Panmure, muss erwähnt werden: ‚Black Meg 43‘. Sie wird oft als Zuchtbegründerin genannt, weil sich mehr Angus-Tiere auf sie zurückverfolgen lassen, als auf jedes andere weibliche Tier. Sogar ‚Old Granny 125‘ hat sie in diesem Punkt überholt.  

 

 

Zuchtfortschritt und Ausbreitung des Aberdeen-Angus

William Mc Combie of Tillyfour

Der große Bewahrer: William Mc Combie of Tillyfour,*1805 +1880 wird als der Bewahrer und große Verbesserer der Angus-Rasse angesehen. Wie schon sein Vater vor ihm, so war auch er ein erfolgreicher Viehhändler, bevor er 1829 eine Farm pachtete. Mr. McCombie hat sich um die Zucht des Aberdeen-Angus hochverdient gemacht, wegen seiner weisen Voraussicht, seiner vortrefflichen Zuchtauswahl und seinem unvergleichlichen Erfolg im Schau Ring, welcher 1878 in Paris gipfelte, als er bei der großen, ‚International Exposition‘ alle bedeutenden Preise gewann. Er produzierte aber nicht nur Schautiere, sondern auch hervorragende Schlachtkörper. Selbst Queen Victoria kostete das Fleisch seines Ochsen ‚Black Prince‘ und besuchte seine Farm in Tillyfour.
Mr. McCombie war der erste Betreiber eines Pachthofes, der in das ‚House of Commons‘ gewählt wurde.

Die ersten Angus in Amerika

Aberdeen-Angus x Texas Longhorn
3 dominante Eigenschaften bestimmten seinen Erfolg
hornlos, schwarz und einfarbig
George Grant

1873 transportierte George Grant 4 Angus Bullen von Schottland mitten in die Prärie von Kansas. George Grant starb fünf Jahre später, aber seine vier Angus-Bullen hinterließen einen bleibenden Eindruck. Grant setzte seine Bullen bei Texas Longhorn Kühen ein und erzeugte damit, durch den dominanten Erbgang, in großer Zahl schwarze, hornlose Kälber. Diese waren den rauen Bedingungen gut gewachsen. Die angeborene Hornlosigkeit war eine große Arbeitserleichterung für die Cowboys.

Als zwei seiner Bullen 1873 auf der ‚Kansas City Livestock Exposition‘ ausgestellt wurden, wurden sie wegen ihrer Hornlosigkeit und ihrer tiefschwarzen Farbe von einigen Leuten als ‚Freaks‘ bezeichnet.

Die vorherrschenden Rassen waren damals ‚Shorthorn‘ und ‚Longhorn‘.
Da aber die Nachkommen überzeugten, wurden bald weitere Angus-Rinder aus Schottland geholt und die ersten reinrassigen Herden aufgebaut.
Allein zwischen 1878 und 1883 wurden 1200 Tiere importiert. 

Besonders in heißem Klima, z.B. Texas, wird den roten Angus oft der Vorzug gegeben. Auch werden sie auf Rassen eingesetzt, die ihre rote Farbe behalten,
aber hornlos werden sollen sollen. 

1883 wurde in Chicago, Illinois die ‚American Aberdeen Angus Association’ gegründet. Das erste Herdbuch wurde 1885 herausgebracht.

Heute sind Angus-Rinder die verbreitetste Rasse in den USA mit 324.266 registrierten Tieren (2005). 1954 wurde die ‘Red Angus Association of America’ gegründet.

Der Aberdeen-Angus wurde in mehr als 60 Länder exportiert und wurde weltweit berühmt für sein erstklassiges Fleisch. Allein in den USA gibt es inzwischen mehr als 40 mal so viele Exemplare wie in UK, was sicherlich auch mit den unterschiedlichen Klassifizierungssystemen zusammenhängt.

Die Roten können es auch! Auch Rote Angus sind homozygot/reinerbig hornlos! 100 % der Kälber werden hornlos

In UK, Kanada, Deutschland und vielen anderen Ländern werden rote und schwarze Angus gemeinsam im gleichen Herdbuch registriert. Hier findet man oft beide Farben in einer Herde. Außer schwarz und rot sind beim Angus keine weiteren Farben zugelassen.